Wenn ich mir überlege, was meine häufigste Antwort auf die Frage ist, was einer Pflanze fehlt, dann ist das vermutlich: Zu viel Wasser.
Gießen ist aber nicht nur wegen der Pflanzengesundheit ein Thema, sondern, weil wir ja in den letzten Jahren immer wieder extreme Trocken-Phasen hatten und dann teilweise nicht mal mehr Wasser aus Regenfass oder Schlauch zur Verfügung stand.
In manchen Regionen wurde es verboten, aus dem Hahn zu gießen und aktuell (Juni 2023) denkt man mancherorts über eine Trinkwasser-Rationierung nach.
So sieht eine Zucchini aus, die am Mittag die Blätter herunter klappt, um die Verdunstung zu minimieren |
So sieht die gleiche Zucchini wenige Stunden später aus. Sie hat sich OHNE Gießen vollständig erholt. |
Wassersparen ist dann nicht nur verantwortungsvolles Verhalten für die Allgemeinheit, sondern auch im eigenen Interesse notwendig, wenn man etwas ernten möchte.
Im Zierbereich sollte man sich auf Pflanzen beschränken, die mit wenig Wasser auskommen.
Die überleben dann auch mal ein feuchtes Jahr, wogegen die Pflanzen mit hohem Wasserbedarf sich im Dürresommer viel schwerer tun.
Wir gießen im Zierbereich gar nicht, aber beim Gemüse geht es nicht immer.
Die Frage ist also, wie kann man Gemüse-Pflanzen erziehen, damit sie mit weniger Wasser auskommen?
Und wann muss wirklich gegossen werden?
Woran erkennt man, dass eine Pflanze zu viel Wasser bekommt?
Oft werden die Blätter gelblich oder die Blattspitzen braun.
Manchmal macht die ganze Pflanze einen schlappen Eindruck und das ist dann fatal, weil dann noch mehr gegossen wird.
Die Blätter sind aber deshalb schlapp, weil die Wurzeln bereits gelitten haben.Was kann ich machen, damit die Pflanze nicht zu viel Wasser bekommt?
Viele Pflanzen benötigen einen durchlässigen Boden, der dann auch ruhig Steine oder grobes Material enthalten kann.
In Kübeln muss immer mit Löchern für guten Wasserabfluss gesorgt werden.
Achte auch darauf, dass nicht von einem Schuppen oder Vordach ohne Regenrinne Wasser auf empfindliche Pflanzen tropft.
Wie kann ich meine Pflanzen erziehen, damit sie weniger Wasser benötigen?
Dazu gehört, dass man sie gründlich angießt, danach aber nur noch im äußersten Notfall gießt.
Dann bilden sie tiefe Wurzeln aus und können sich bei Trockenheit aus unteren Regionen des Bodens versorgen.
Welche Strategien kann ich noch beachten?
Gesät oder gepflanzt wird kurz vor angesagtem Regen.
Dann kann man sich das Angießen sparen und das bedeckte Wetter vermindert Sonnenbrand und starke Verdunstung.
Eine dicke Mulchdecke verhinderte Austrocknen und spart sehr viel Wasser.
Wenn Du nicht Mulchen kannst, darfst oder willst, dann sollte wenigstens so dicht gepflanzt werden (Mischkultur) und auch Kräuter als Unterpflanzung toleriert werden, die den Boden beschatten.
Vogelmiere oder Gundermann eignen sich da sehr gut.
Wind trocknet den Boden oberflächlich aus.
Ein Windschutz ist deshalb von Vorteil.
In Regionen z.B. des Mittelmeers, wo immer mit Sommer-Trockenheit zu rechnen ist, kann man darüber hinaus durch s.g. Kraterbeete das Wasser im Boden halten und nächtlichen Taufall besonders gut nutzen. Das ist aber keine gute Strategie, wo mit regelmäßig feuchten Sommern gerechnet werden muss.
Bedeutung des Humus für den Wasserhaushalt
Humoser Boden hat eine starke Wasserhaltefähigkeit.
Deshalb Mulchen, Kompost einbringen und alles unterlassen, was das Bodenleben - vor allem die Regenwürmer - schädigt.
Also keinen Kunstdünger oder Pestizide ausbringen.
Regenwürmer fressen organisches Material, das andere Bodenlebewesen bereits etwas zersetzt haben.
Dabei vermischen sie das organische Material mit Erde und der Regenwurm-Kot, der an seiner Krümel-Struktur zu erkennen ist, enthält viele Ton-Humus-Komplexe.
Diese Ton-Humus-Komplexe bilden Hohlräume und binden nicht nur Nährstoffe, sondern auch Wasser, aus denen sich die Pflanze auch in längeren Trockenperioden noch bedienen kann.
Gesteinsmehl kann vor allem bei sandigen Böden bei der Entstehung der Ton-Humus-Komplexe helfen.
Außerdem sollte man den pH-Wert überprüfen und je nach Pflanzen gegebenenfalls etwas Bio-Kalk (zersetzt sich langsam und ohne die Wurzeln zu verbrennen) ausbringen.
Kalk ist ein wichtiges Brückenglied bei den Ton-Humus-Komplexen.
Nach konventioneller Lehre soll man regelmäßig Hacken, um so die s.g. Kapillar-Röhren im Boden zu zerstören, mit denen Wasser aus tieferen Schichten nach oben gelangt und verdunstet.
Wir ziehen Mulch vor, der Hacken und andere Bodenarbeiten unnötig macht und zudem noch das Bodenleben fördert.
Welche Vorteile hat es, Pflanzen eher trocken zu halten?
Wie oben schon angedeutet, leiden wesentlich mehr Pflanzen durch zu viel Gießen des wohlmeinenden Gärtners, als unter Trockenheit.
Wenn man sehr sparsam gießt, hat das nicht nur den Vorteil, dass die Pflanzen tiefe Wurzeln bilden und dadurch an tiefes Bodenwasser gelangen.
Diese Wurzeln sorgen auch für bessere Standhaftigkeit und fördern die Nährstoff-Versorgung aus den unteren Bodenschichten.
Trocken gehaltene Pflanzen bilden zähere und dickwandige Pflanzenzellen aus. Diese sind wesentlich weniger anfällig gegen Krankheiten - vor allem Pilzerkrankungen.
Das Trockenhalten gehört z.B. zur besten Vorsorge gegen Braunfäule bei Tomaten.
Auch Blattläuse und Schnecken stehen eher auf zarten Trieben, wie sie bei guter Wasserversorgung entstehen.
Klar, zarte Radieschen und Salate schmecken vielleicht besser, aber die Vorteile überwiegen, wenn wir kräftige Pflanzen erziehen.
Das gilt auch für Rasen, der im Sommer alle Tage beregnet wird.
Diese Unsitte ist eine Wasserverschwendung, die nicht nur unökologisch ist, sondern schadet dem Geldbeutel UND den Pflanzen .
Beregneter Rasen bekommt leichter Mehltau oder sonstige Pilzerkrankungen. Und natürlich wächst er schneller, was dann wieder mehr Arbeit durch häufigeren Rasenschnitt bedeutet.
Also wer nicht gleich eine Blumen-Wiese anlegen möchte, sollte wenigstens so selten wie möglich gießen und nicht so oft und tief schneiden.
Wird weniger geschnitten, verliert das Gras auch weniger Wasser, weil jeder Schnitt eine "blutende" Verletzung ist.
Allerdings gibt es auch Gemüsepflanzen, die eher gleichmäßig feucht gehalten werden müssen, wie z.B. Kohlrabi, der andernfalls zum Platzen neigt.
Aber auch hier ist eine Mulchdecke das A&O, welche für gleichmäßige Feuchtigkeit sorgt.
Wie, womit und wann wird gegossen?
Mal davon abgesehen, dass Pflanzen unterschiedliche Vorlieben haben, gibt es ein paar Faustregeln:
- Immer Morgens gießen. In der Mittagszeit schadet das Wasser und Abends fördert Gießen Pilzerkrankungen und Schnecken.
- Die meisten Gemüse-Pflanzen werden besser nicht auf die Blätter gegossen. Das gilt vor allem für Tomaten und andere Nachtschattengewächse.
Ausnahme: Gurken mögen einen täglichen Guss. - Vorteilhaft ist das Wasser so warm, wie die Umgebungs-Temperatur. Kaltes Wasser ist vor allem zur Mittagspause schädigend.
- Ist Regenwasser oder Wasser aus der Leitung besser? Das kann man nicht so pauschal sagen. Leitungswasser ist oft sehr hart und dann weniger geeignet für säure-liebende Pflanzen.
Regenwasser ist ideal und hat für die meisten Pflanzen den richtigen pH-Wert.
Schon aus ökologischen und Kosten-Gründen ist es sinnvoll, mit Regenwasser zu gießen oder mit einer Handpumpe Grundwasser zu fördern (Vorschriften der Gemeinde bezüglich Brunnen beachten!) - Eher selten, dann aber durchdringend gießen. Tröpfchenbewässerung macht Pflanzen abhängig und fördert oberflächliches Wurzelwachstum. Die Pflanze hängt buchstäblich am Tropf und ist hilflos, wenn die Leitung verstopft oder nicht mehr gegossen werden darf / kann.
- Natürlich gießt man mit weichem Strahl, um die Erde nicht zu verschlämmen. Bei Mulchdecke ist das allerdings weniger wichtig.
- Nach sehr langer Trockenzeit kann es sinnvoll sein, VOR einem angesagten Regen zu gießen. Der Boden nimmt das Wasser dann besser auf.
Das ist weniger nötig bei Mulchdecke, die sowieso wie ein Schwamm wirkt.
Woran erkennen wir, ob eine Pflanze Wasser benötigt?
Der Anfänger wird öfter mal den Finger in den Boden halten und prüfen, ob unter der Mulchdecke noch feucht ist.
Der Profi schaut einfach die Pflanze genau an. Man erkennt am Blatt, wie hoch die Spannung der Zellen ist, auch schon bevor die Pflanze total schlapp macht.
Aber Vorsicht:
Viele Pflanzen lassen in der Mittagspause ihre Blätter hängen. Das ist der beste Verdunstungsschutz, weil die Blattflächen dann weniger der Sonne ausgesetzt sind.
Auf den ersten Blick könnte man also davon ausgehen, dass sie gegossen werden müssen.
Nur wenn die Pflanze am frühen Morgen oder am Abend schlapp aussehen, liegt echter Wasserbedarf vor.
An der Süßkartoffel lässt sich das gut demonstrieren, aber auch bei vielen anderen Pflanzen (wie z.B. der Zucchini oben im Bild) beobachten:
So sah die Süßkartoffel heute Mittag aus:
Und heute Abend hatte sie sich auch ohne Wasser vollständig "erholt":
Man kann auch mal in den Boden rein graben. Oft wird man merken, dass schon nach 10cm noch Feuchtigkeit ist
Wenn Ihr Bedenken habt, dass man Pflanzen doch nicht SO trocken halten kann, denkt immer daran, dass es auch Feldgemüseanbau gibt, und da wird nicht immer beregnet, aber dennoch fast immer geerntet.