Kennst Du schon unsere Seiten über die Gartengestaltung mit Stauden?
Die dort genannten Punkte sind selbstverständlich auch im Gemüsebeet zu beachten!!!
Heute möchte ich Euch in einer nicht ganz ernst gemeinte Lektion in die wichtigsten Grundlagen der Beetgestaltung mit Gemüse einführen.
Was auf den ersten Blick wie eine eher zufällig entstandene Mischkultur aussieht, ist selbstverständlich das Ergebnis sorgfältiger Planung auf dem Reißbrett.
- Zuerst beachte, daß das Gemüsebeet in einen Rahmen aus dunklen Gebäuden, Sträuchern und Bäumen eingebettet ist, damit es sich im morgendliche Streiflicht wie auf einer Theaterbühne darbieten kann.
- Wir wählen Leitgemüse, Begleitgemüse und Füllgemüse, die geschickt in der Höhe gestaffelt sind.
Das Gemüse sollte aber nicht einfach vom Beetvordergrund zum Hintergrund in der Höhe gestaffelt werden.
Wesentlich abwechslungsreicher wird das Bild, wenn einige wenige deutlich höhere Pflanzen auf dem Beet verteilt werden.
Das Leitgemüse - in unserem Beispiel der Mais - bestimmt das Bild der Bepflanzung.
Begleitgemüse ergänzt das Bild harmonisch. In unserem Fall ist das der Kohl.
Füllgemüse - hier Buschbohnen - schließt noch die letzte Lücke und unterdrückt so nicht nur unerwünschte Beikräuter, sondern gibt dem Auge Futter.
Man beachte auch die Geselligkeit der Gemüsesorten. Manche möchte alleine stehen um das Auge auf sich zu ziehen. Diese nennt man Solitärgemüse.
Andere wirken am besten in kleinen Tuffs. Und dann gibt es eben das s.g. Bodendecker-Gemüse, das flächig bepflanzt wird.
- Wähle aus dem Farbkreis nur wenige Farben, die hübsch aufeinander abgestimmt sind.
Im Beispiel verwenden wir Gemüse mit Blüten und Früchten in gelben und orangenen Farbtönen.
Da gelbe und orange Farben eine enorme Leuchtkraft besitzen, werden sie in einer Pflanzung in geringeren Mengen eingesetzt als blaue und violette Farben.
Um die aufdringliche Wirkung gelber und organger Farbtöne etwas zu mildern, verwende Blüten mit eher unscheinbarer Farbe, wie hier die vom Mais oder türkischen Giersch (ganz am rechten Bildrand).
Komplementärfarben sorgen durch den Kontrast dafür, daß das Bild nicht zu einheitlich und dadurch langweilig wirkt.
In unserem Fall übernimmt diese Aufgabe der Borretsch mit seinen kleinen sternförmigen blauen Blüten.
(Auf dem Bild leider nicht zu erkennen)
- Häßliche Gartenlelemente, wie z.B. alte rostige Gartenzäune, die man nicht entfernen kann, werden mit Kletterpflanzen kaschiert. Diese Aufgabe erfüllt hier sehr vorteilhaft der Kürbis.
- Beachte auch, welche Gemüsearten hübsche Früchte bieten und integriere diese in die Planung. Auch hier tut sich der Kürbis hervor, dessen gelbe Früchte sehr schön mit den orangen Ringelblumen harmonieren.
Nicht nur bei der Gestaltung mit Stauden dürfen wir uns inspirieren lassen, sondern auch auf unserer Seite über Gartengestaltung mit Gehölzen finden sich wichtige Punkte, die es zu beachten gilt.
- Das A & O der Gestaltung ist die rhythmische Wiederholung, die dem Auge Führung gibt.
Wie grazile Tänzer erscheint hier der Mais, wenn er sich im Winde wiegt.
Allzu großen Übermut verhindert der eher ruhige Kürbis, der ihn in seine Grenzen verweist, selbst allerdings dabei manchmal jede Wuchshemmung vermissen läßt.
- Dieser Rhythmus wird noch unterstrichen durch den Kontrast der Blattstrukturen. Hier die großen runden Blätter des Kürbis, da die langen linealischen Blätter des Mais.
Aufgefangen und wiederholt wird dieses Gestaltungselement sehr geschickt durch die runden Blüten auf der einen und die aufstrebenden Linien der Gräser-Blüte auf der anderen Seite.
- Kontast erzeugt man nicht nur mit Blütenfarben und Formen, sondern auch die Blattfarben sollen dem Auge Unterhaltung und Abwechslung bieten.
Da ist das helle grün der Buschbohnen, dahinter der dunklere Rahmen durch Kürbis und Mais und dazwischen das auffällige Blaugrün des Kohls.
Natürlich wird auch jederzeit auf eine Harmonie zwischen den zu erwartende Wuchsformen geachtet.
Harmonie ist die Schwester des Kontrasts!
- Man achte auf einen sauberen Beetabschluss nach vorne. In unserem Fall ist das durch die kleinen glänzenden Blätter des Gundermanns gegeben, der sich zwar ungefragt, aber willkommen, in das Bild gedrängt hat.
Leider muß ich auch noch auf ein paar Gestaltungsfehler aufmerksam machen, die es nächstes Jahr unbedingt zu vermeiden gilt.
Ich sage das hier in aller Deutlichkeit, damit Ihr solche Fehler von Anfang an vermeiden könnt.
- Es wurde zwar auf Kontrast und Abwechslung in Formen und Farben geachtet, aber dabei zwei wichtige Gestaltungs-Elemente vernachlässigt:
Das sind die Geschwister Struktur und Textur.
- die Struktur:
Unsere Blätter sind mehr oder weniger alle glatt. Es gäbe so viele Gemüse-Pflanzen mit einer geriffelten rauhen Oberfläche.
In unserem Bild ist das nur sehr unzulänglich - aber wenigstens im Ansatz - durch die Fraßlöcher gewisser Raupen gegeben, weshalb ich immer wieder darauf hinweise, daß man die Tierwelt gar nicht genug berücksichtigen kann.
Auch sie gehören ins Gestaltungsbild und sorgen durch eine gewisse Unberechenbarkeit für Abwechslung. - die Textur:
Darunter versteht man den Umriss einer Pflanze oder eines Blattes.
Die Textur kann offen oder geschlossen sein. Unsere Mais- und Kürbis-blätter sind ein sehr schönes Beispiel für geschlosse Textur.
Es fehlt aber ganz eindeutig an offenen Texturen, wodurch leicht ein etwas steifer Eindruck entstehen kann. Um Leichtigkeit ins Bild zu bekommen, benötigen wir offene Texturen.
Bestens geeignet wäre das zarte haarförmig geschlitzte Laub von Fenchel oder auch das Fieder-Blatt der Möhren.
- Die Höhenstaffelung ist sehr gut umgesetzt, wirkt allerdings noch etwas langweilig, weil der Rhytmus nicht genug beachtet wurde. Hier steht der Mais wie Zinnsoldaten in Reih und Glied. Wie viel schöner wäre es doch, wenn er in kleinen Grüppchen stünde und sich dazwischen Lücken ergeben. Auch ist der Kürbis etwas zu plakativ eingesetzt worden. Etwas mehr Zurückhaltung wäre besser gewesen. Wie sagt man so schön? Weniger ist eben manchmal mehr.
- Noch ein letzter Punkt: die beiden warmen Farbtöne gelb und orange schreien nach der dritten Farbe im Bunde. Wo ist das Rot? Das Auge begibt sich auf nervöse Suche und wird auf dieser Suche förmlich aus dem Bild gezogen, weil außerhalb des Beetes das Begehren nach roter Farbe erfüllt wird. Also bitte im nächsten Jahr für rote Farbtöne im Bild sorgen. Es gibt so schöne rote Gemüsearten, wie z.b. den Mangold "Vesuv".
Ich muß aber zugeben, daß diese Kritik schon etwas Kleinliches hat und unterm Strich können wir Mutter Natur für diese gelungene Gestaltung nur unser höchstes Lob aussprechen.
Denn nicht etwa die Gärtnerin ist hier absichtlich schöpferisch tätig geworden, sondern hat die Bepflanzung völlig unbekümmert und ungeachtet jeglicher Gestaltungsregel vorgenommen.
Nicht nur das, man kann ihr sogar vorwerfen, daß ausschließlich Gewinnstreben und Materialismus die Hand geführt hat sowie die Vorfreude auf Völlerei und das aus einer tiefen Faulheit strebende Verlangen, während der Saison keinen Finger rühren zu müssen.
Wenn der Gestaltungswille von Mutter Natur sich dennoch so erfolgreich durchgesetzt hat, dann ist das alleine der Tatsache geschuldet, daß sich die gewählten Gemüsesorten zum Glück ganz alleine gegen evt. Schädlinge oder aufdringliche "Unkräuter" behaupten können.
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